Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 077.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schwedisch in Hackmans Register nr. 210. – Im französischen Märchen bei Sébillot, Contes, 2, 325 nr. 63 ‘Les trois petites poules’ geht vorauf die Erbauung von drei Häusern für drei Hühnchen, in die der Wolf einzudringen sucht (vgl. oben S. 40 zu nr. 5); nach dem Tode des Wolfes zieht das dritte Hühnchen mit einem Hammel, Kater, Ochsen und Schneider durch Frankreich; im Hause eines andern Wolfes setzt sich das Huhn auf den Brotschrank, der Kater auf die Schuhe, der Hammel auf die Kleider, der Ochse mitten in die Stube und der Schneider hinter die Tür, und jeder mißhandelt den heimkehrenden Besitzer; dann berauben sie eine alte Frau und zechen im Wirtshause, ohne zu bezahlen. – Im wälschtiroler Märchen bei Schneller nr. 41 ‘Die Gevatter’ ziehen Hahn, Henne, Kuhfladen, Nadel, Besen, Stange, Krebs und Wolf in die Welt, quartieren sich im Hause einer alten Frau ein, peinigen sie, und wie sie sich ins Bett legen will, liegt der Wolf darin und verschlingt sie. Vgl. Imbriani, Novellaja fiorentina 1877 p. 629 ‘El fioeu, che l’ è andaa sul soree’ (aus Mailand) und N. Bolognini, Usi e costumi del Trentino 1888 p. 89. – Spanisch bei Caballero 1878 p. 55 ‘Benibaire’: drei Zicklein schleichen nachts mit einem Hammel, Kater, Hahn, Misthaufen und einer Nähnadel in Benibaires Haus, um ihm Öl zu stehlen, und mißhandeln ihn auf ähnliche Weise. – Slovenisch aus Kirchheim bei Görz im Archiv f. slav. Phil. 8, 113: Hund, Henne, Ei, Krebs und Nadel kehren bei einer Frau ein, die sie vor ihren bösen Manne warnt; wie dieser heimkehrt, läßt ihm die Henne etwas in die Augen fallen, die Nadel im Tischtuch sticht, der Krebs im Bottich kneift, das Ei in der Küche spritzt, der Hund (Hammel)


    als hinterlistiger Wirt der wandernden Tiere erscheint auch in englischen Märchen: Chambers, Pop. rhymes p. 211, Halliwell, Pop. rhymes p. 29 ‘Chicken-Licken’ = Brueyre p. 377, Jacobs, Engiish fairy tales p. 112 nr. 20 ‘Henny-Penny’, Kennedy, Fireside stories of Ireland p. 25 ‘The end of the world’, sowie in den unten zu nr. 27 angeführten syrischen Erzählungen. Griechisch: Hahn nr. 90 = Geldart p. 66. In einer finnischen Erzählung (Krohn 1, 25 nr. 13) läuft eine Henne, der ein Blatt auf den Kopf gefallen, davon, weil die Stadt untergehe, mit ihr der Hahn, Hase, Wolf, Fuchs, Bär; wie sie im Walde Hunger leiden, verzehren sie die Henne, den Hahn usw., bis Bär und Fuchs übrig bleiben und der Fuchs davonläuft. In andern Fassungen (Krohn 1, 26 nr. 14 und 1, 36 nr. 20) schließen sich noch andere Tiere der Henne an. – Ein andres Unglück trifft im siebenbürgischen Märchen ‘Die Reise des Enteleins’ (Haltrich⁴ nr. 79) die Wandrer; Mühlstein und Kohle ertrinken beim Übersetzen über den Fluß.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)