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heraus, ging vergnügt mit der nötigen Ladung heim, und wenn sie am Felsen vorbeikam, klopfte sie zweimal dran, so reichte die Hand heraus und nahm das Messer in Empfang.

Als aber die Mutter merkte, wie geschwind und leicht sie immer den Torf heimbrachte, erzählte sie den Brüdern, es müßte ihr gewiß jemand anders dabei helfen, sonst wäre es nicht möglich. Da schlichen ihr die Brüder nach und sahen, wie sie das Zaubermesser bekam, holten sie ein und drangen es ihr mit Gewalt ab. Darauf kehrten sie zurück, schlugen an den Felsen, als sie gewohnt war zu tun, und wie der gute Elf die Hand herausstreckte, schnitten sie sie ihm ab mit seinem selbeigenen Messer. Der blutende Arm zog sich zurück, und weil der Elf glaubte, seine Geliebte hätte es aus Verrat getan, so wurde er seitdem nimmermehr gesehen.


Ein schottisches Märchen oder Volkslied, das Mrs. Grant in ihren ‘Essays on the superstitions of the Highlanders of Scotland’ 1, 285 (London 1811) erzählt. Sie sagt: ‘One of these (stories) which I have heard sung by children at a very early age, and which is just to them the Babes in the wood, I can never forget. The affecting simplicity of the tune, the strange wild imagery and the marks of remote antiquity in the little narrative, gave it the greatest interest to me, who delight in tracing back poetry to its infancy’. – Der Grundgedanke ähnelt dem Einäuglein (nr. 130).


9. Die zwölf Brüder. 1856 S. 20.

1812 nr. 9: aus Zwehrn. Doch fehlte dort der Zug, daß das Mädchen durch die zwölf Kinderhemden aufmerksam wird und nach seinen Brüdern fragt, der aus einer andern, sonst dürftigern Erzählung, gleichfalls aus Hessen, hereingekommen ist. Ähnlich ist eine bei dem Märchen von den sechs Schwänen (nr. 49) mitgeteilte Aufzeichnung aus Deutschböhmen.

Manche Züge dieses Märchens, die nur mit wenigen Strichen angedeutet sind, wie die Verwendung der Hemden, die Zauberkraft der Lilien und die Verleumdung der argen Schwieger, werden uns durch die Vergleichung andrer Fassungen klarer. Den Grundgedanken, die Erlösung der in Tiergestalt verwandelten Brüder durch deren junge Schwester, hat es mit den Märchen von den sechs Schwänen (nr. 49) und von den sieben Raben (nr. 25) gemeinsam; verschieden aber werden Ursprung und Aufhebung des Zaubers dargestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)