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2, 147. Grundtvigs hsl. Register nr. 46. Kamp 1, 63 ‘Den onde stifmodern’. Kristensen, Aev. fra Jylland 3, 90 nr. 18 ‘Dronningens mörke tale’; 4, 31 nr. 5 ‘Prinsen og tigerbarnet’. Kristensen, Fra Mindebo p. 64 nr. 10 ‘Den forskudte dronning’. Ebenso bei den Eskimos (Rink 1, 196 nr. 66 ‘Om manden, som gjerne vilde have børn’). – Im dänischen Märchen ‘Börnene i slotsgraven’ (Skattegraveren 5, 185. 7, 161) dient das vom Prinzen belauschte Gespräch der drei heiratslustigen Mädchen (nr. 96 ‘De drei Vügelkens’) als Eingang. – Über das ebenfalls als Einleitung vorkommende Motiv des dem Dämon verkauften oder unwissend versprochenen Kindes s. das Mädchen ohne Hände (nr. 31) und das Löweneckerchen (nr. 88). – Der Grundgedanke von vielen erlaubten, aber einer verbotenen Tür kehrt vielmal und mit verschiedener Einleitung wieder; so im Märchen von Fitchers Vogel (nr. 46), bei Asbjörnsen nr. 14 ‘Des Sohn der Witwe’, Hahn 2, 197 zu nr. 6; vgl. R. Köhler 1, 129. 312, Cox, Cinderella p. 484, Hartland, The forbidden chamber (Folk-lore Journal 3, 193–242. 5, 112–124), Macculloch p. 306–324, Chauvin 5, 203. – Zu dem vergoldeten Finger vgl. den Eisenhans (nr. 136), Zingerle, M. 1, 195 = 2. Aufl. 1, 159, Cosquin 1, 146. 2, 63.

Wenn in der ersten hessischen Fassung jeder Apostel in einer glänzenden Wohnung sitzt, so ist das Lied vom h. Anno zu vergleichen, wo es v. 720 (nach Ev. Matth. 13, 43) heißt, daß die Bischöfe im Himmel wie Sterne zusammensäßen. – Die dem Mädchen als Strafe auferlegte Stummheit erinnert daran, wie in den zwölf Brüdern (nr. 9) und in den sechs Schwänen (nr. 49) die Heldin auf gleiche Weise ihre Brüder von der Verzauberung erlöst.

Daß endlich Jungfrauen, ihrer Kleider beraubt, sich mit ihren langen Haaren bedecken, ist ein alter Zug. Von der h. Agnes erzählen es die Acta Sanctorum 2, 716a zum 21. Januar, von der h. Magdalena Petrarca in lateinischen Versen; eine Abbildung von dieser im Magasin pittoresque 1, 21. In der altspanischen Romanze ‘La infantina’ (Wolf-Hofmann, Primavera 2, 74. Diez, Altspanische Romanzen 1821 S. 177. Eichendorff, Werke 1, 125. Geibel-Schack, Romanzero 1860 S. 391) sitzt eine Königstochter auf einer Eiche, und ihre langen Haare bedecken den ganzen Baum.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)