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denn es dachte schon auf einen Possen, den es dem Mönch spielen wollte. Und als sie so weiter gingen, sah der Mönch auf einem Baum, etwas vom Weg ab, eine wilde Taube sitzen, und sagte zu Frieder, ehe sie noch dort waren: „Sieh, mein Sohn, was für ein fettes Täubchen dort sitzt!“

„Ja, das ist ein schön Täublein!“ sagte Frieder. „Ich hab die Tauben gar gern; sie sind so ein sanftmüthiges Vieh, und thun niemand etwas zu leid.“

„Ach! und sie schmecken so gut!“ sagte der Mönch, und blieb stehn, und sah hinüber. „Ja, ja!“ fuhr er fort, „die ist recht fett! das müßt’ ein gar gut Leckerbißlein sein, wenn die gebraten wär’ und hübsch gefüllt! Ach, mein Sohn, du hast da ein langes Vogelrohr! Komm, schieß mir das fette Täubchen herunter, wenn du kannst.“

„Warum das nicht!“ sagte Frieder. „Aber Ihr müßt sie selbst holen; denn sie fällt gerad in die Hecken, und über die kann ich nicht hinaussteigen mit meinen kurzen Beinen. Ich fürcht’ mich auch gar für den Dornen, die würden mich gewaltig zerkratzen.“

„Ei, liegt sie nur einmal da drinne, so will ich sie schon kriegen!“ sagte der Mönch. „Meine Kutte ist dick; da stechen die Dornen nicht durch.“

„Aber es ist ja jetzt in der Fastenzeit, da dürft Ihr

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)