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wohin sie beide entschwunden, war seine frühere laute, lärmende Strenge zu finsterm, stummem Ernste verwandelt.

Im Anfang nach dem Verschwinden der frommen Frau Gertrud hatte Ritter Arbogast wohl gepflegt, in jedem Frühlinge hinauszuziehen, und nach weiten Fahrten erst im Spätherbste wieder mit seinen Knappen und reisigen Knechten nach Hause zu kehren. Den Winter brachte er auf gefahrvollen Wolfs- und wilden Eberjagden zu, bis er mit dem ersten Hervorsprossen der Birkenknospen wieder hinauszog in die Ferne. Aber selbst die Knappen und Reisigen, so ihn auf diesen Fahrten begleiteten, wußten nicht, warum er sie jedesmal unternahm, und trugen sich nur mit der Vermuthung, er suche die verlorene fromme Frau Gertrud mit ihrem holden Töchterlein. Seit etlichen Jahren hatte Ritter Arbogast aber diese Fahrten unterlassen, und selbst auf die Jagd pflegte er nur dann zu ziehen, wenn er einige Wochen recht in Hinbrüten mit herabgezogenen Augenbraunen und[1] starren Augen hingebracht hatte. Dann fuhr er auf einmal rasselnd in seinem Harnisch auf, und stürmte hinaus, und schweigend zogen ihm seine Knappen nach, und sagten oft untereinander: „Es muß ein böser Geist sein, der Macht hat über unsern Herrn, und ihm die Ruhe der Seele stört.“ Und Andere sprachen wohl noch härtere Worte und sagten: „Ja, der böse Geist, der in ihm wohnt, mag

  1. Vorlage: uud
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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)