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mit seinem Jagdmesser, und schlug ihm das Haupt ab gerade am Halsringe. Und der Löwe hängte sich mit seinen gewaltigen Vordertatzen an den Halsstumpf, und sog das hervorquellende Blut ein, also daß keine neuen Köpfe hervor wachsen konnten. Da sperrte aber der Drache den zweiten Rachen auf nach ihm, und spie Feuer gegen ihn. Aber ehe die Flamme ihn noch erreichte, hieb ihm Brunnenhold auch den zweiten Kopf von dem Halse, und so auch den dritten, und den vierten, und fünften, und sechsten, und den siebenten Kopf. Und seine Thiere sogen das hervorquellende Blut ein, und wurden so stark davon, daß sie den ungeheuern Drachenleib herunter schleppten vom Drachensteine, und in tausend Stücke zerrissen.

Aber die schöne Königstochter stand mit abgewandtem Gesichte, denn sie litt große Angst, der heldenmüthige Jüngling möchte unterliegen dem ungeheuern Drachen. Als er ihr aber jetzt zurief, und herabstieg vom Drachensteine und vor sie trat, sie hinzuführen, und ihr den erlegten Drachen zu zeigen, an dem seine Thiere noch rissen und zerrten, da liefen ihr die Thränen der Freude über die Wangen, und fiel ihrem Retter um den Hals, und dankte ihm mit stummer Rührung, und ein himmlisches Lächeln ergoß sich darauf über ihr Angesicht, und nannte ihn ihren Bräutigam, darum daß ihr Vater versprochen und geschworen habe, sie

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_042.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)