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Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Karl Krumbacher, Jacob Wackernagel, Friedrich Leo, Eduard Norden, Franz Skutsch: Die Griechische und Lateinische Literatur und Sprache

hat nur etwa der zu berichten, der die Geschichte Englands und der Verdrängung der anderen italischen Dialekte.englischen Kolonien erzählt. Nur soweit soll darauf hier eingegangen werden, als es sich um die Überwältigung der italischen Brüder handelt. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts können sie als unterworfen gelten, ihr Gebiet ist von römischen Ansiedlern durchsetzt und damit auch das Schicksal ihrer Mundarten entschieden. Ihre spätesten sicher datierbaren Denkmäler sind die Münzen, die bei der letzten vergeblichen Erhebung der Italer gegen Rom 90 v. Chr. mit oskischer Aufschrift und dem Münzbild des gegen die römische Wölfin kämpfenden italischen Stieres geprägt worden sind. Von da an sind die Dialekte aus allem offiziellen Gebrauch verschwunden; in privatem Verkehr, in entlegenen Gebirgswinkeln mögen sie noch lange vegetiert haben, aber in den modernen italienischen Dialekten kann man nichts auf sie zurückführen als höchstens hier und da einmal eine Neigung zu gewissen Lautverbindungen.

Entlehnungen aus diesen.Indes der Sieger selbst sicherte wenigstens einzelnen Worten des oskisch-umbrischen Lexikons Dauer in seiner eigenen Sprache. Wenn die urzeitlichen Verhältnisse den Zerfall in Dialekte herbeiführten, so folgte daraus bei zunehmendem Verkehr eine um so größere Leichtigkeit der Entlehnung hin und her. Für den Römer lag sie besonders nahe, wo ihm im Gewände der fremden Mundart eine überlegene oder wenigstens in Einzelheiten imponierende Kultur entgegentrat. So ist ihm eine Anzahl Ausdrücke auf dem Gebiete der Viehzucht von einem der anderen italischen Stämme zugekommen, die darin ihre besondere Stärke hatten; sowohl bos 'Rind‘ wie scrofa 'Schwein‘ (lateinisch wäre, wie wir oben gesehen haben, scroba) sind in ihrer Lautform unlateinisch, dagegen oskisch und umbrisch. Aber auch andere Stücke des lateinischen Wortschatzes sind den gleichen Weg gekommen: rufus 'rot‘, das vielleicht auch vorzugsweise ein Ausdruck der Viehzüchter war, neben ruber mit echt lateinischem b, popīna 'die Garküche‘ neben coquere 'kochen‘, wo wir das Verhältnis p : qu wiederfinden, u. a.

Die übrigen Sprachen Italiens.III. Die sonstigen Sprachen der Apenninhalbinsel und ihr Verhältnis zum Lateinischen. Nicht nur die eigenen Brüder mußte das Latein besiegen, um selbst Italien zu beherrschen. Der alten urzeitlichen Einwanderung der Italer sind in späterer Zeit, teilweise schon im Lichte der Geschichte andere gefolgt, die Italien zu einer Musterkarte indogermanischer, aber auch anderer Sprachen gemacht haben, bis die Uniformierung durch das Latein erfolgte. Auch von diesem Kampfe trägt der Überwinder manche Spuren in Form von Entlehnungen aus den unterlegenen Sprachen dauernd an sich. Am wenigsten haben auf ihn die Besiedler Venetisch und Messapisch.der Nordost- und der Südostecke Italiens, die Veneter und Messapier gewirkt, deren Zugehörigkeit zu dem indogermanischen Stamm der Illyrier wenigstens als wahrscheinlich gelten darf. Dagegen waren die Griechisch.zahlreichen Niederlassungen der Griechen in Süditalien und Sizilien zwar

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Karl Krumbacher, Jacob Wackernagel, Friedrich Leo, Eduard Norden, Franz Skutsch: Die Griechische und Lateinische Literatur und Sprache. B. G. Teubner, Leipzig 1913, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Griechische_und_Lateinische_Literatur_und_Sprache.djvu/542&oldid=- (Version vom 1.8.2018)