Seite:Gretter der Starke.pdf/54

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sind als jetzt, dann wollen wir Brüderschaft schließen. Zwar bin ich Keinem von euch an Stärke gleich, aber ich bin auch kein Feigling. Ich werde nie von großen Unternehmungen abraten!“ –

Die Berserker schlugen zustimmend mit ihren Fäusten auf den Tisch und riefen: „Auf der Stelle wollen wir Brüderschaft schließen!“

Aber Gretter wehrte ab und sagte: „Ein Trunkener weiß nicht, was er thut. Darum wollen wir uns damit nicht beeilen. Vielleicht überlegt ihr es euch noch anders!“

„Oho!“ schrien sie alle durch einander, „wir ändern unsere Meinung nicht!“ und klopften dabei dem Gretter derb, vertraulich auf die Schulter.

Der Tag neigte sich nun zum Abend und es fing an dunkel zu werden. Da bemerkte Gretter, daß seine Gäste nach und nach anfingen vom Trinken schläfrig zu werden.

„Scheint es euch nicht an der Zeit, zu Bette zu gehen?“ fragte Gretter.

Thorer erwiderte mit lallender Zunge: „Mir scheint’s!“ – „Und ich werde jetzt mein Versprechen einlösen, welches ich der Hausfrau gab!“ –

Gretter ging nun aus der Stube und rief laut in der Vorflur hinaus: „Geht jetzt zu Bett, ihr Weiber, so befiehlt der Bauer Thorer!“

Die Weiber wünschten dem Gretter dafür alles Böse und ihr Jammern klang wie das Heulen vieler Wölfe.

In demselben Augenblick traten die Berserker aus der Trinkstube.

Gretter fragte sie: „Wollen wir nicht in die frische Luft gehen? Ich werde euch noch das Schatzhaus des Torfin zeigen!“

Sie willigten ein.

Das Schatzhaus war ein sehr großes und festes Gebäude auf eingerammten Pfählen frei über dem Erdboden errichtet. Zu seiner Thür, die in festen Schlössern lag, führte eine breite Treppe, mit einem Geländer versehen.

Gretter schloß das Schatzhaus auf und sie traten ein.

Im Innern zeigte er ihnen die reichen Schätze. Dabei hin- und hergehend, fingen die Trunkenen an rauflustig zu werden und stießen den Gretter neckend und lachend hin und her.

Er, auf diese Scherze eingehend, wich ihren Püffen aus, indem er bald seitwärts bald rückwärts sprang.

So merkten sie es nicht, daß er allmählich sich zur offenen Thür hinzog. Und, einen günstigen Augenblick benutzend, sprang er ganz zur offenen Thür hinaus und warf diese dröhnend in das Schloß. Draußen schob er dann noch die schweren Riegel vor.

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)