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Auf dieser Strecke wurde das Winseln des Gloem so unerträglich, daß die Leute kurzen Prozeß machten, und ihn enthaupteten. Er starb fassungslos wie ein Weib.

Als Thorbjoern den Fuß ans Land gesetzt, und seinen Hof Vidvik betreten hatte, schwoll ihm das Herz vor Siegesfreude. Er glaubte eine rühmliche That gethan zu haben.

Den Kopf des Gretter, welchen er mit sich trug, legte er in Salz, um gegen Fäulnis ihn zu schützen. Darauf stellte er ihn zu Vidvik in einem besonderen Nebengebäude auf, welches fortan den Namen Gretters-Käfig[1] führte.

Als es am Fjord bekannt wurde, daß Thorbjoern mittelst Zauberei den Gretter überwunden habe, sank er in der Achtung der Leute noch tiefer, als zuvor.

Er trug das scheinbar gelassen.

Bis Weihnachten lebte Thorbjoern zurückgezogen auf seinem Gute, dann rüstete er sich, den Thorer auf Gard, Gretters unversöhnlichsten Feind, aufzusuchen.

Er hoffte dort für seine That Dank zu gewinnen, und, worauf es ihm mehr ankam, auch Geld. Denn die 96 Lot Silber, welche als Preis auf Gretters Kopf einst gesetzt waren, glaubte er bestimmt verdient zu haben.

Indessen er kam bei Thorer schlecht an.

„Gewiß hab ich es betrieben, daß die Acht über Gretter verhängt wurde,“ sagte Thorer „aber, um ihn zu töten, wäre ich doch niemals solch ein Schuft geworden, wie du! Mit Hexenkünsten, nicht im ehrlichen Kampfe, hast du den Recken überwunden. Dadurch bist du selbst ein Mann des Todes geworden! Aus diesem Grunde zahl ich dir nicht den ausgesetzten Preis!“

„Oho! Geiz redet aus dir, Thorer, blanker Geiz, und nicht die Tugend!“ rief Thorbjoern. „Du klebst am Golde, Mann! Daher diese fromme Entrüstung! Aber ungestraft entzieht mir niemand wohlverdienten Lohn!“ –

„Unser Streiten hier ist zwecklos,“ sagte Thorer kühl, „der nächste Althing wird richten. Und du sollst haben, was dort der Gesetzessprecher dir zubilligen wird!“ –

So trennten sie sich in Erbitterung.

Auch nach Bjarg kam die Trauerkunde von Gretters und Illuges Tod.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. isl. Grettisbúr


Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)