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erblickte, stürzte sie auf ihn zu. Dieser sprang auf. Trog und Messer ließ die Riesin fallen. Dann packte sie den Mann, und beide rangen mit einander.

Gretter fühlte es im Ringen, daß jenes Weib stärker sei, als er. Er mußte alle seine Kraft anspannen, alle seine Geschicklichkeit einsetzen, um nicht zu Falle zu kommen.

Sie rissen sich, in der Halle ringend, auf und ab. Woran sie stießen, Tische, Bänke, Stühle, das stürzte, das zerbrach.

Selbst das Täfelwerk der Wand wich ihrem Anprall, und ging aus den Fugen.

Die Riesin hatte offenbar die Absicht, den Gretter aus der Thür der Halle heraus zu zerren.

Und das gelang! –

Der Kampf verpflanzte sich nun auf den Hausflur. Hier wiederholte sich dasselbe Spiel. Das Sichreißen aus einer Ecke in die andere, das Stürzen, das Zerschellen des Geräts, das Knacken und Krachen des Täfelwerks der Wände.

Die Riesin zerrte den Gretter, obwohl er sich mit allen Muskeln dagegen stemmte, nun doch zur Hausthür hinaus, auf den freien Hof.

Hier war der Kampf für ihn noch ungünstiger. Der Erdboden, durch das eingetretene Tauwetter erweicht, gab den sich stemmenden Füßen nach. Es fehlten hier die festen Gegenstände, welche als Rückhalt umklammert, als Stütze benutzt werden konnten. Dazu fühlte Gretter seine Kräfte unter dieser übermenschlichen Anstrengung schier erlahmen.

Die Riesin hielt ihn fest an sich gepreßt, so daß er Arme und Hände zu nichts weiter brauchen konnte, als des Gegners Leib zu umspannen. Namentlich jeder Versuch, mit der Hand zu seinem Schwerte zu gelangen, war unmöglich.

So schleppte sie ihn, fest an sich gepreßt, zum Flußufer hin. Schon waren sie jener Felsenschlucht ganz nahe, durch welche der Strom, sich pressend, in die Tiefe stürzt; schon mischte sich das Getöse des Wasserfalls mit den ächzenden Lauten der auf Leben und Tod Ringenden, und die aufspritzenden Wassertropfen mischten sich mit dem Todesschweiß auf Gretters Stirne! Noch einen Schritt, und das Ungetüm zerrte ihn in den Wasserfall hinab! Da, in dem letzten Augenblick, gelang es ihm, durch eine schwingende Bewegung den Gegner auf die Seite zu drehen, so daß der rechte Arm ihm frei wurde. Rasch packte er nun sein kurzes Schwert,

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)