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Und am anderen Ausgange der Felsenschlucht wurde der Kampf thatsächlich aufgenommen. Deutlich hörte man von dort herüber das Zusammenschlagen von Schwertern.

„Mich wundert, daß ich im Rücken nicht angegriffen werde,“ dachte Gretter.

„Mich wundert, was dort drüben meine Leute aufhält, daß sie dem Gretter nicht in dem Rücken kommen,“ dachte Thorer.

Ein Bote wurde abgeschickt, den Sachverhalt zu erkunden. Dieser kam zurück und meldete:

„Herr, es geht hier nicht mit rechten Dingen zu! – Am anderen Ausgang der Klamm steht ein zweiter Gretter, und kämpft noch schärfer, als dieser hier. Drüben fallen von deinen Leuten doppelt so viele, als hüben!“ –

Thorers Leute schonten sich wahrlich nicht. Sie stürmten immer wieder vor, aber sie rückten nicht ein Zoll breit weiter. Gretter stand wie ein unübersteigbarer Damm, den vergebens die Flut hinaufleckt.

Von drüben her klangen die Schwerthiebe, untermischt mit dem Ächzen der Sterbenden; hier lagen die Toten in Haufen übereinander, und doch kein Erfolg!! – – Keiner! – –

Da gab Thorer das Signal zum Rückzug.

„Ich habe gewußt,“ sagte er zu seinen Leuten, daß Gretter ein Riese an Kraft ist, und, wie ihr seht, darauf mich eingerichtet; aber das habe ich nimmer gedacht, daß er auch der Zauberei mächtig ist. Der Augenschein hier beweist es, denn es fallen auf jener Seite, welcher Gretter den Rücken zukehrt, doppelt so viel Leute als hier. Männer, mit einem Troll haben wir es hier zu thun, nicht mit einem Menschen! – Brecht den Kampf ab!“ –

Thorers Mannen zogen sich auf das gegebene Zeichen von beiden Enden der Klamm zurück, sammelten sich zu ihren Pferden, saßen auf, und ritten nordwärts.

Achtzehn Tote ließen sie zurück, dazu waren viele von ihnen schwer verwundet.

Alle waren darüber einig: „Wir haben hier einen unrühmlichen Zug gethan!“ Und der Spott von allen Seiten blieb nicht aus.

Gretter wunderte sich sehr über die Flucht seiner Feinde. Indessen sie kam ihm erwünscht; denn er fühlte sich müde, totmüde von dem heißen Kampf! Auch fehlten ihm nicht die Wunden. Er wischte sein

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)