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so sitzt er zu Hause auf seinen Drehstuhle wie ein vornehmer Herr, schwatzt den Kindern was vor, und dafür muß ihn die Gemeinde ernähren. Hört, guter Freund, sagte ich, ihr redt wie ihrs versteht, wenn ihr einen Tag auf meinem Stuhle sitzen und mit dem Kopfe arbeiten solltet, so würdet ihr anders schwatzen, Kopfarbeit ist gar eine schwere Arbeit. Unter uns, ich glaube daß ein Schulmeister ein viel schweerer Amt hat als ein Pfarrer, der predigt ein paar mal in der Woche, und damit gut. Wir müssen sechs Tage Schule halten, und den Sonntag müssen wir singen daß wir schwarz werden möchten. Ja, was das meiste, die Herren Pfarrer haben viele lateinische und gelehrte Bücher, da können sie leicht etwas daraus herschwatzen, wir haben aufs höchste den Catechismus und müssen alles aus den Kopfe machen, dazu kommt die Musik, das Hochzeitbitten und dergleichen, daß einem das Stückgen Brod sauer genug wird, und doch soll unser einer keine Arbeit haben. Aber daß ich wieder zur Sache

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)