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§. 6.
Was die Trunkenheit sey, item ein Trunkenbold, Vollzapf etc.

Die Trunkenheit entstehet entweder durch den gar zu öftern Gebrauch des Bechers der Frölichkeit, (§. praeced.) wenn man alle Tage will Martini machen, wie man im gemeinen Leben zu reden pflegt; oder wenn man das poculum hilaritatis zu weit treibt, daß die Heiterkeit des Gemüths sich verlieret, wenn man durch die Weindünste benebelt wird. Ein Trunkenbold, gleichsam der dem Trinkbecher hold ist, oder ein Vollzapf, ist ein Mensch, der eine Fertigkeit besitzt, alle vollen Gläser auszuleeren, und der also mit trinken nicht eher abläßt, bis er schwarz und weiß, Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden kann.


§. 7.
Daß die Trunkenheit ein Laster sey, und viel Unglück stifte.

Wer so viel trinkt, daß die Heiterkeit seines Gemüths dadurch unterdrücket wird, der verlieret den Entzweck des Bechers der Freudigkeit,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/325&oldid=- (Version vom 1.8.2018)