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über dem wunderbaren Betragen des Oncles; sie fiengen an etwas aus den Zeitungen zu erzälen. Er wußte sich hierüber so glücklich auszubreiten, daß wir in fünf Minuten die wichtigsten Anmerkungen über die jetzigen Zeitläufte hörten. Der Geist der Partheilichkeit mischte sich in das Gespräche, die Meinungen waren getheilt und es gab allerhand Streitigkeiten. Die Herren wurden so laut, daß man sein eigen Wort nicht mehr hören konnte. Ich habe mir noch nie die Sprachenverwirrung so deutlich vorgestellt, als bei diesem Geräusche. Alle sprachen zugleich, und suchten einander durch die Stärke der Stimme zu überwältigen, und keiner verstund den andern. Mir wurde ganz schwindelnd davon im Kopfe. Etliche kämpften stehend miteinander, etliche befreieten das rechte Ohr von der Perucke um desto genauer zu hören. Ich weiß nicht, ob dieser Lerm sobald würde seyn geendiget worden, wenn nicht das Geräusche einiger umgestoßenen Weingläßer einen kleinen Waffenstillstand verursachet hätte. Man fieng nun an mit weniger Hitze die Staats-

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)