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Aber seien sie nur guten Mutes. Ich bin ja auch noch da. – Hm, was ich noch erwähnen wollte, Sie sprachen vorhin von einer heiligen Freundespflicht, die Sie noch zu erfüllen hätten, bevor Sie die Stellung bei mir antreten könnten. Ist diese Reise nach Amerika unbedingt nötig? – Mir wäre es nämlich lieber, wenn ich Sie gleich in meinen Betrieb einführen könnte.“

Gerhard kämpfte einen Augenblick mit sich. Dann erwiderte er offen:[1]

„So leid es mir auch tut, Herr Geheimrat, ich kann diese Reise nicht aufschieben oder ganz aufgeben. Schwerwiegende Gründe sprechen hierbei für mich mit. – Wenn Sie gestatten, setze ich Ihnen diese im Vertrauen auf Ihre Diskretion auseinander.“

Gerhard schilderte mit warmen Worten seine freundschaftlichen Beziehungen zu Fritz Norgard, dem er zu so sehr großem Danke verpflichtet sei, und fuhr dann fort: „Mein Freund hat sich nun, wie er mir erst gestern in einem Schreiben mitteilte, kurz vor seiner Abreise mit einer jungen Dame verlobt, die ihm dann das Kapital zur Erschließung von angeblich sehr reichen Petroleumquellen in Montana zur Verfügung stellte. Diese Verlobung sollte zunächst noch geheim bleiben. – Norgard hat nun mit den Bohrversuchen bisher so gut wie gar keine Resultate erzielt. Dies teilte er seiner Braut schon vor einigen Wochen ehrlich mit, ebenso auch mir. Damals hatte ich von seinem Verlöbnis noch keine Ahnung. In einem Brief, in dem ich ihm guten Mut zusprach und nicht nur über mein Ergehen, sondern auch über wichtigere Ereignisse in meiner Vaterstadt eingehend berichtete, erwähnte ich nun, daß eine gewisse junge Dame, von der ich nur wußte, daß sie für Norgards Person viel Interesse gezeigt hatte, sich wahrscheinlich demnächst mit einem Großkaufmann verloben werde, der durch den plötzlichen Tod seines Vaters und seines älteren Bruders

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)