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Sekunden wieder verloren werden können.“ –

Als Gerhard den Brief seines fernen Freundes fortlegte, hatte sich seine Stirn umdüstert. Armer Norgard! Mit welchen Hoffnungen war er hinausgezogen, und wie bitter war er enttäuscht worden.

Mit ganz anderen Gefühlen waren diese ziemlich trostlosen Nachrichten bei Bellersens aufgenommen worden. Der Bankier hatte, als Margot ihm Norgards letzten Brief vorgelesen hatte, sich die bittersten Vorwürfe gemacht, daß er nicht so vorsichtig gewesen war und seiner Tochter nicht von diesem unsicheren Geschäft abgeraten hatte. Leider änderten weder Thomas Bellersens Selbstanklagen, noch Margots schlechte Laune etwas an den bestehenden Tatsachen. Erst zwei Tage später sollte plötzlich ein Umschwung in der recht gedrückten Stimmung eintreten, die seit der wenig erfreulichen Kunde aus Amerika in der eleganten Villa des Bankiers herrschte.

Thomas Bellersen war ganz aufgeregt an jenem Nachmittag zu seiner Tochter gekommen, die gerade mit ihrer intimsten Freundin Silvia v. Sarma in ihrem verschwenderisch ausgestatteten Salon ein Plauderstündchen abhielt. Die Anwesenheit der ältesten Tochter des Werft-Direktors war ihm recht unangenehm. Eigentlich hätte er Margot lieber allein die große Neuigkeit mitgeteilt, die für deren Zukunft von der einschneidensten Bedeutung werden konnte.

Nachdem er die beiden Damen begrüßt hatte und die ersten üblichen Höflichkeitsphrasen gewechselt waren, konnte er nicht länger an sich halten.

„Gnädigste Komtesse, wissen Sie schon, welch’ schweres Unglück sich heute in der Fabrikvorstadt zugetragen hat?“ wandte er sich an die älteste Sarma, die mit ihrem vornehm-unbeweglichen Gesicht den geraden Gegensatz zu der munteren, temperamentvollen Beatrix bildete.

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)