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Sie merkte nur zu gut, daß er ihre in dem modernen, engen Kostüm so vorteilhaft zur Geltung kommende Figur mit einem schnellen, bewundernden Blick streifte.

„Nehmen Sie mich mit. Bis halb neun habe ich Zeit,“ sagte sie einfach. Und wandte sich, ohne seine Antwort abzuwerten, an den Chauffeur und befahl nachlässig:[1]

„Um viertel neun kommen Sie mich abholen, Reinicke, verstanden?“

„Jawohl, gnädiges Fräulein, um viertel neun Osteingang Kaiserbrücke,“ wiederholte der frühere Gefreite des Kraftfahrbataillons militärisch.

Eine knappe Viertelstunde später befanden sich die beiden an Bord der kleinen, schmucken Jacht, die Fritz Norgards einzige kostspielige Leidenschaft darstellte.

Nachdem er ihr eines der Polsterkissen aus der Kajüte auf die Steuerbank gelegt hatte, zog er sich ungeniert Rock und Weste aus und begann seine Arbeit, die ihm noch immer Zeit ließ, mit ihr über alles mögliche zu plaudern.

Margot hatte sich von ihm sein Zigarettenetui reichen lassen und paffte nun mit Behagen den Rauch einer leichten Türkischen in die stille, abendliche Luft. Das malerische Bild, das sich hier von der Mitte des Jachthafens ihren Augen darbot, die von der untergehenden Sonne bestrahlten Fahrzeuge aller Art, dahinter die riesigen Lagerspeicher mit den Getreide-Elevatoren, das alles interessierte sie weit weniger als der Mann, der da mit muskulösen Armen die weißen Segel auf Deck ausbreitete und hie und da einen kleinen Schaden ausbesserte. Sein häßlicher Charakterkopf mit der hohen, breiten Stirn und den grauen, großen Augen darunter, seine geschmeidige Gestalt, die weit eher einem Seemann von Beruf, als

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)