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hatte. Diese Gelegenheit, all die komplizierten Maschinen mitbenutzen zu können, fiel nun fort, wenn er seine Stellung in dem Staatsbetriebe kündigte. Die beiden Freunde kamen überein, daß Gerhard sich die noch fehlenden Teile in verschiedenen Fabriken nach genauen Skizzen herstellen lassen sollte, was nicht allzu teuer werden konnte. Bei einer einzelnen oder vielleicht zwei Firmen die Motorteile in Auftrag zu geben, war eben zu gewagt, da die Ingenieure zu leicht aus den Skizzen die ganze Konstruktion des neuartigen Motors hätten erkennen können.

Gegen halb sieben trennten die Freunde sich dann. Norgard fuhr noch nach dem Jachthafen hinaus, um ein wenig an der Verschönerung seiner „Medusa“ zu arbeiten, während Gerhard nach Hause wanderte, um sich wieder hinter seinen Büchern zu vergraben.

Norgard benutzte bis zur Kaiserbrücke die elektrische[1] Straßenbahn. Als er dort ausstieg, um zu Fuß über die sog. Speicherinsel den Woltmershauser Kanal zu erreichen, kam ihm plötzlich in ziemlich langsamem Tempo ein offenes Auto entgegen, in dem Margot Bellersen saß. Kaum hatte sie Norgard erblickt, als sie ihm auch schon zuwinkte und gleichzeitig dem Chauffeur einen kurzen Befehl zurief.

Der elegante, lange Mercedes-Wagen hielt mit einem Ruck, und Maraot sprang leichtfüßig auf die Bordschwelle, noch bevor Norgard ihr behilflich sein konnte.

„Wohin, Herr Norgard?“ fragte sie, indem sie einen etwas burschikosen Ton anschlug, der nur zu ihrer stolzen Schönheit nicht recht paßte.

„Meiner „Medusa“ will ich den Rest der Tageshelle widmen,“ erwiderte der Kassierer, indem er ihre Hand mit kräftigem Druck umspannte.

„Wieder Anstreicher spielen,“ warf sie neckend hin.

„Nein, das ist erledig. Die Segel müssen mal


  1. Vorlage: elektrischen
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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)