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wieder in alter Güte und Herzlichkeit entgegenstrahlten, fand er den Mut, den immerhin recht heiklen letzten Grund für seine dem Stubenmädchen gegenüber gezeigte Langmut vorzubringen.

„Ja, außerdem möchte ich mir gerade die Kammerzofe nicht zur Feindin machen. Sie ließ nämlich heute eine Bemerkung fallen, aus der klar hervorging, daß – daß ihr bekannt ist, wie oft wir uns hier schon getroffen haben, gnädiges Fräulein. Und wenn sie uns nun verrät, so wird – so dürfte, hm, ja, das doch für uns große Unannehmlichkeiten zur Folge haben. Die Ihrigen werden es nie und nimmer billigen, daß Sie sich soweit herablassen, einen Kunstschlosser Ihren Freund zu nennen.“

Beatrix v. Sarma zuckte nur leicht die Achseln, als ob sie dadurch andeuten wollte, daß sie weder die intrigante Zofe, noch ihre Familie weiter fürchte. Dann legte sie Palette und Pinsel beiseite, rieb sich die Finger flüchtig mit dem Farbentuche ab und streckte Gerhard die Rechte mit einem Lächeln hin, das sein Herz höher schlagen ließ.

„Ihre Aufklärungen genügen mir vollkommen,“ sagte sie, ihm aufmunternd zunickend. „So – und nun, nachdem der Friede wieder geschlossen ist, bitte – ein anderes Gesicht, mein Herr!“ fügte sie scherzend hinzu.

Wenige Minuten später war zwischen den beiden gesellschaftlich so ganz verschiedenen Kreisen angehörenden jungen Leuten eine eifrige Unterhaltung im Gange. Gerhard Sicharski erzählte, daß er soeben seine Meldung zum Examen eingereicht habe und daß er wahrscheinlich schon Anfang Juni zur Prüfung einberufen würde. Dann sprach er von etwas anderem, von den großen Hoffnungen, die er an die Vollendung seines neuen Motor-Modells knüpfte.

„Wenn ich nur etwas mehr freie Zeit hätte,“ meinte

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)