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Frau Sicharski war wie versteinert. „Und er hatte doch so bestimmt darauf gerechnet, wie Du mir erzähltest. Der arme Norgard! – Tausend Mark mehr Gehalt hätte er dann bekommen.“ fügte sie sinnend hinzu und dachte dabei an ihre Tochter. Denn so ganz hatte sie den Gedanken, daß aus den beiden ein Paar werden könnte, doch noch nicht aufgegeben.

Ihr Sohn schob jetzt die Tasse und den Teller zurück.

„So,“ meinte er, „nun werde ich Vater den Gefallen tun und oben bei Sarmas neue Gummischeiben an den Wasserleitungshähnen aufsetzen. Und dann muß ich zur Stadt. Ich will dem Vorsitzenden der Regierungskommission, vor der das Examen zur Berechtigung für den einjährigen Dienst abzulegen ist, meine Meldung persönlich übergeben.“

Er hatte sich erhoben und reichte der Mutter die Hand.

„Adieu denn, Mutting; zum Essen bin ich pünktlich wieder da.“

Sie aber schien von irgend einem Gedanken so völlig in Anspruch genommen zu sein, daß sie seine für einen Handwerker fast zu fein gebaute Hand ganz übersah.

„Wie, Gerhard,“ fragte sie fast entsetzt, „Du willst zu Sarmas, um! – Nein, das darf nicht sein, auf keinen Fall! Und wenn ich selbst die Arbeit erledigen müßte – für Dich ist das nichts! Wie stehst Du denn Fräulein Beatrix gegenüber da, mit der Du doch –“

Unter seinem unwilligen Blick schwieg sie erschreckt.

„Mach’ nicht ein so finsteres Gesicht, Junge,“ meinte sie dann mit einem verlegenen Lächeln. „Ich weiß, was ich weiß. Letztens, als ich im Treppenaufgang des Gartenhauses die Fenster putzte, stand Fräulein

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)