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nicht so harmlos, als er Margot gegenüber angedeutet hatte. –

Eine halbe Stunde später jagte das Bellersensche Auto über die Kaiserbrücke und durch die Neustadt dem Woltmershauser Kanal zu, in dessen nördlichem, verbreitertem Teile, dem sog. Sicherheitshafen, eine große Anzahl von Privatsegel- und Motorjachten ihren Liegeplatz hatten.

Gegenüber dem Zollamt ließ Margot halten, stiege aus und befahl dem Chauffeur, hier auf sie zu warten. Mit schnellen Schritten eilte sie dann am Bollwerk entlang dem Jachthafen zu, unbekümmert um die Blicke und leisen Bemerkungen der unzähligen Arbeiter, die hier aus den breiten Schuten Fässer und Ballen heraufschafften und am Lande zu ganzen Bergen aufstapelten.

Ihre Vermutung, daß Fritz Norgard den freien Nachmittag, wegen des Begräbnisses hatten Bellersen u. Hord heute schon um zwölf Uhr mittags die Bureaus geschlossen, dazu benutzen würde, um seine Segeljacht „Medusa“ in Stand zu setzen, traf wirklich zu. Als sie jetzt den schmalen, ein Stück in das Hafenbassin hinausgebauten Steg entlangschritt und aufmerksam die Flottille der kleinen, eleganten Fahrzeuge musterte, hatte sie sehr bald den Kassierer erblickt, der gerade eifrig mit einem Pinsel und Farbentopf in den Händen, den Deckaufbau mit frischem weißen Lack überzog. Auf ihr laut schallendes, ganz schiffermäßiges „Boot Ahoi – Ahoi!“ schaute Norgard von seiner Arbeit auf und erkannte sofort auch die Tochter seines Chefs. Ohne sich vorher den Rock überzuziehen, sprang er in das winzige Beiboot seiner Jacht und ruderte auf den Steg zu. Dort angelangt, schlang er das Tau um einen der Pfähle und kletterte auf die Holzbrücke hinauf. Dann stand er ohne Kopfbedeckung, den Oberkörper nur mit einem weißen Sporthemde bedeckt,

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)