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Akquisition, weil er nie daran denken kann, nach Begehung von etwaigen Unregelmäßigkeiten zu fliehen. Die Polizei würde ihn trotz aller Verkleidungskünste sehr bald erwischen. Und deswegen soll Norgard auch Kassierer bleiben. Seiner sind wir sicher, bei der heutigen Unzuverlässigkeit unserer lieben Mitmenschen ein Moment, das man nicht außer acht lassen darf.“

„Und wer wird Prokura erhalten?“ fragte Margot schnell.

„Gerbert, der erste Kassierer, natürlich. – Wer sonst?“

„Also ein Mensch, der nichts als eine Maschine ist, der über keine eigenen Gedanken verfügt, der sich seine jetzige Stellung nur ersessen, nicht durch besondere Fähigkeit erworben hat,“ stieß das junge Mädchen unwillig hervor. „Ich begreife Euch nicht! Nun habt Ihr mal eine frische, talentvolle Kraft, die Euch ungeheuer viel nützen könnte, und trotzdem –“

Thomas Bellersen erhob sich und schob den geschnitzten Eichenstuhl mit einem Ruck ein Stück nach rückwärts, so seinem Kinde jedes weitere Wort abschneidend.

„Der Prokurist der Firma Bellersen u. Hord darf nicht das Kind eines Zuchthäuslers sein,“ sagte er, indem er auf die ins Nebenzimmer führende Tür zuschritt.

„Also doch!“ entfuhr es Margot unwillkürlich. „Armer Norgard! So wirst Du Dich wohl darein finden müssen, daß dieses Bleigewicht eines befleckten Namens Dich überall hindert –“

Der Bankier hörte diesen Ausruf nicht mehr. Und wenn es der Fall gewesen wäre – seine Stimmung würde dadurch kaum besser geworden sein. Diese Teilnahme seines einzigen Kindes für den Sohn seines Jugendbekannten erschien ihm nämlich durchaus

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)