Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/83

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schweren, großen Kampf zu kämpfen. Aus meinem Halse spricht Feuer, mein Haupthaar ist ein Geflechte von Schlangen, und ich liege in Krämpfen und Zuckungen. Dieser Anblick muß dich aber nicht schrecken. Gehe nur getrost auf mich los, und gieb mir drei Küsse. Deine Entschlossenheit rettet mich, und wird dir wohl, wird dir reichlich belohnt werden. Nimm auch, wenn du dich fürchten solltest, deinen Beichtvater oder sonst einen treuen Freund mit dir.“

Sprach’s, und verschwand. Der Hirte stand da, und wußte nicht, ob er gewacht oder geträumt hatte. Er trieb seine Heerde heim, konnte nicht schlafen, ging gedankenvoll herum, und wußte nicht was er thun sollte. Das furchtbare Gemälde, das die schöne Jungfrau von sich selbst ihm gemacht, hatte eine unüberwindliche Furcht in ihm erzeugt, die von der ihm zugleich eröffneten Aussicht auf eine gute Belohnung nicht überwunden

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)