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der Welt giebt. Sie redete ihn mit stolzer und majestätischer, aber doch mit liebreicher und freundlicher Miene an:

„Du kannst mein Retter werden!“ sprach sie. „Viele Jahre bist du schon Zeuge meines Thuns und Wirkens in dieser furchtbaren Einöde. Nie that ich dir etwas zu Leide, und werde es auch nie thun. Wisse, ich bin eine verwünschte, edle Jungfrau, die schon Jahrtausende hier nach Erlösung schmachtet. Du kannst mich retten, nur Du! Höre meine Weisung. Mir steht ein merkwürdiger Tag bevor; – sie nannte den Tag – vergiß ihn nicht. Auf diesen Tag gehe in die große Höhle des Felsens, die du kennst. Hier findest du mich. Gehe dreist auf mich zu, und gieb mir drei Küsse auf die Stirn. Thust du das, dann – dann bin ich erlöst! – Aber merke es dir wohl: in dem Zustande, wie du mich jetzt siehst, bin ich dann nicht. An jenem Tage habe ich einen

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)