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die damit zusammentreffen, und wo vielleicht eine sich auf die andere stützt, dann treten sie gewisser Maßen an die Stelle der Geschichte, und können dem Alterthumsforscher vielleicht zur Erläuterung und Aufhellung von Urkunden dienen.

Wer sie aber auch, da sie freilich immer die trübsten und ärmsten aller Quellen der Geschichte bleiben werden, als solche verwerfen wollte, der würde doch die in ihnen lebende reine Poesie, die natürliche, sie schmückende Einfalt, den treuen kindlichen Sinn, der überall aus ihnen hervorblickt, die in vielen verborgen liegende schöne Moral und eine religiöse Neigung für das Wunderbare als anziehend anerkennen und auch zugeben müssen, daß ihnen das Verdienst, Belege zur Charakteristik unserer Voreltern zu seyn, nicht abgesprochen werden könne.

Ist es daher keinem Zweifel unterworfen, daß Volksmährchen ihren Werth haben, so lohnt es auch wohl der Mühe, sie zu sammeln und sie als Erbstücke aus einer längst verschwundenen Ahnenzeit unsern Enkeln aufzubewahren. Dieß muß jedoch bald, es muß jetzt geschehen; denn die zugenommene

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite IV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)