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düsterer und schwermüthiger, als je. Langsam ging er nach seiner Burg zurück. Auf seiner Stirn lag Trübsinn und Kummer und kein freundlicher Blick mehr. Da beschloß er endlich, nach dem heiligen Lande zu pilgern, und im blutigen Saracenenkampf und im heißen Gebet an des Erlösers Grabe, seines Kummers Linderung zu suchen.

Schon standen die Rosse für ihn und seine drei Knappen im Vorhofe, als Kuno sein trauerndes Weib noch ein Mal umarmte, und ihr, nach damaliger Sitte, die Hälfte seines entzwei gebrochenen Eheringes darreichte.

„Nimm!“ so sprach er ernst, „nimm hin die Hälfte unseres Ringes ehelicher Treue, den des Priesters Hand weihte, er möge der wieder vereinigenden Liebe Probe seyn. Sieben Jahre harre meiner, kehre ich auch dann noch nicht heim, so denke – ich sey gefallen, und dann – sey unser Eheband gelöst.“

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/379&oldid=- (Version vom 1.8.2018)