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Mütterchen, das mühsam gelesene Holz entfiel ihren zitternden Händen, und bestürzt eilten sie nach Hause. Die Kunde von dem Gesichte breitete sich schnell aus, es mied nun jeder den unheimlichen Ort, und weit umher trieben die Hirten ihre Heerden, der weißen Jungfrau nicht zu begegnen.

Wer die Bläsjungfer ist? – Eine Nonne des Klosters Sanct Blasii, wegen schwerer Sünden verdammt, auf Erden zu wandeln, und bis der Tag ihrer Erlösung heranbricht, die Klosterstätte zu bewachen, wo noch viele Töpfe voll Gold und Silber vergraben liegen. Wem sie erscheint, der mag sich vorsehen; denn, wie mancher Schäfer erzählt hat, der sie, mit einem Bündel Schlüssel an der Seite, selbst gesehen, so sucht sie Unkundige mit Zauberworten heran zu schmeicheln, und hat sie sie gefaßt, so schleppt sie unerbittlich die Beute bis zum tiefen

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)