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Schon begann der Tag sich zu neigen, als sie bei dieser Stadt einen Berg hinaufritten. Sie wollten von da die Gegend überschauen, und dann in Offenburg zu Nacht bleiben. Da hörten sie plötzlich einen lauten Schrei, und, als sie aufblickten, sahen sie Ottilien oben auf des Berges Spitze stehen. Im Hui sprengten sie hinan, frohlockend, der Beute gewiß zu seyn.

Ottilie weinte, hob die Hände gen Himmel, und bat die lieben Engelein um Hülfe und Rettung. Da schützte der Himmel seine Braut. Unter ihren Füßen öffnete sich der rauhe Fels, und vor den Augen des Vaters und des Bräutigams sank Ottilie in die Tiefe hinab. Der Fels schloß sich, und eine lautere Quelle lief aus einer kleinen Oeffnung hervor.

Weinend und trostlos kehrte der Vater heim, und nie sah er seine Ottilie wieder.

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)