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Kloster. Erst sprühten Feuerflammen aus der Tiefe herauf, dann füllte sich die weite Oeffnung mit Wasser, und am andern Morgen sah man erstaunt da einen See, wo Tags zuvor noch die schönen Glockenthürme mit ihren goldenen Kreuzen im Sonnenschein gefunkelt hatten.

Schon längst hatte jene gutmüthige Laienschwester in traulichen Verhältnissen mit einem der edelsten Ritter des Gaues gelebt. Sie liebte ihn, und wollte daher auch nicht im Kloster bleiben, und er kam sehr oft bei nächtlicher Weile zum einsamen Kloster. Wenn dann alles rings umher schlief, sprach er durchs Gitter der Zelle mit seinem Liebchen, und oft ging er erst mit Tagesanbruch wieder heim.

Auch in dieser stürmischen Nacht kam er. Aber, wie bebten seine Glieder, wie zitterte er vor Schmerz und Kummer, als er sein geliebtes Kloster nicht mehr sah, und nur Wasser

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)