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betäubte sich in Wein und Wollust, und wenn einmal ein guter Gedanke in ihm aufkeimte, flugs wurde er von seinen Zechbrüdern weggespottet, und das Flackerfeuer seiner Begierden von seinem Diener Arnold, der treulich mithalf und mitgenoß, immer wieder angefacht.

Uebersättigt und abgespannt lag Graf Hermann eines Morgens auf dem Faulbette, und gähnte mißgelaunt den Tag an. Da trat sein Mundkoch – der schon lange den abgestumpften Gaumen seines Herrn durch kein Würznäglein mehr zu reizen vermochte – herein, und brachte in einem Netz einen silberweißen Aal getragen.

„Schauts ’mal, gestrenger Herr,“ sagte er, „da hat der Fischer einen weißen Aal im Schloßgraben gefangen. Hab’ in meinem Leben so ein wunderbarlich Thier nicht gesehen, und bin doch ein eisgrauer Kerl!“

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)