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     „Dir lebt’ ich, o Herzchen, dir sterb’ ich mit Lust! –
O weh mir! O weh! – Du zerdrükst mir die Brust! –
Herab! – Herab! – Den quetschenden Stein! –
Oh! – Jesu Maria! – Erbarme dich mein! –“

305
     Drauf schlos sie die Augen, drauf schlos sie den Mund;

Drauf ranten die Boten; dem König ward’s kund;
Laut schol durch die Säle das Zetergeschrei:
„Prinzessin ist hin! Auf König herbei!“

     Das krachte dem Alten ins dumpfe Gehör.

310
Er liebte die einzige Tochter so sehr.

Er hielt sie wol höher, als Zepter und Kron,
Und höher, als seinen helstralenden Thron. –

     Und als auch herbei der Verräter mit sprang,
Ergrimte der Alte: „Das hab’ ich dir Dank! –

315
Dein Blut mir’s entgelte! das trinke Burgund!

Weil das mir gerathen dein giftiger Mund.

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)