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     Selinde schenkt mir Nektar ein.
Erst aber mus sie selber nippen:
Hierauf kredenzet sie den Wein,

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Mit ihren süssen Purpurlippen.

Der Pfirsich, dessen zarten Flaum
Ihr reiner Perlenzahn verwundet,
Wie lüstern macht er Zung’ und Gaum!
Wie süs mir dieser Pfirsich mundet!

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     Nach Tische läst auf ihrer Brust

Mein hingesunknes Haupt sich wiegen.
Von Wein berauschet und von Lust,
Wil schier die Sprache mir versiegen.
Ein volles Herz giebt wenig Klang;

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Das leere klingt aus allen Tönen.

Sie fühlet dennoch seinen Drang;
Und ach! versteht sein stummes Sehnen.

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/179&oldid=- (Version vom 1.8.2018)