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den Menschen glücklich pries, der ein Zwillingsbruder seines Freundes wäre.

Weislingen. Nichts mehr davon!

Götz. Warum nicht? Nach der Arbeit wüßt’ ich nichts Angenehmers als mich des Vergangenen zu erinnern. Freilich, wenn ich wieder so bedenke, wie wir Liebs und Leids zusammen trugen, einander alles waren, und wie ich damals wähnte so sollt’s unser ganzes Leben sein! War das nicht all mein Trost, wie mir diese Hand weggeschossen ward vor Landshut, und du mein pflegtest, und mehr als Bruder für mich sorgtest? Ich hoffte, Adelbert wird künftig meine rechte Hand sein. Und nun –

Weislingen. Oh!

Götz. Wenn du mir damals gefolgt hättest, da ich dir anlag mit nach Brabant zu ziehen, es wäre alles gut geblieben. Da hielt dich das unglückliche Hofleben, und das Schlenzen und Scherwenzen mit den Weibern. Ich sagt’ es dir immer, wenn du dich mit den eiteln garstigen Vetteln abgabst, und ihnen erzähltest von mißvergnügten Ehen, verführten Mädchen, der rauhen Haut einer Dritten, oder was sie sonst gerne hören, du wirst ein Spitzbub, sagt’ ich, Adelbert.

Weislingen. Wozu soll das alles?

Götz. Wollte Gott ich könnt’s vergessen, oder es wär’ anders! Bist du nicht eben so frei, so edel geboren als einer in Deutschland, unabhängig, nur dem Kaiser unterthan, und du schmiegst dich unter

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)