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zu bitten, man sollte ihn doch in den Garten Eden einlassen, er wolle die Wunder in der ganzen Welt erzählen. Aber es ist ihm eine Stimme gekommen, die zu ihm gesagt hat, er solle sich hinwegmachen, er könne nicht in den Garten Eden kommen, denn »durch dieses Tor werden nur die Gerechten kommen«. Also hat Alexander noch mehr gebeten, und wenn er ja nicht erlangen könne, in den Garten Eden zu kommen, so solle man ihm doch etwas aus dem Garten herauswerfen, das er als Zeichen in der ganzen Welt vorweisen könne, daß er so nahe am Garten Eden gewesen sei. Also hat man ihm ein Auge herausgeworfen. Wie er das gehabt hat, hat er nicht gewußt, was er damit tun oder anfangen soll. Da hat man ihm gesagt, er soll all sein Silber und Gold nehmen und all seine guten Sachen und soll sie in eine Wagschale legen und soll das Auge dagegen in die andere Wagschale legen, so wird das Auge alles überwiegen, denn das Auge wird schwerer sein als alles. Der König Alexander ist bekanntlich so ein großer Weiser und Philosoph gewesen, was er von seinem Lehrer Aristoteles gelernt hat, und hat gerne alle Weisheit wissen wollen und da so ein kleines Auge so viel Gold und Silber und andere Sachen überwiegen sollte, da hat er angefangen, solches zu probieren. Er hat eine großmächtige Wage genommen und hat auf die eine Seite das Auge gelegt und auf die andere Seite viele, viele Hunderte Münzen Silber und Gold, aber je mehr er darauf gelegt hat, es hat alles nicht langen wollen und das Auge hat alles überwogen. Darüber hat Alexander sich sehr verwundert und hat gar sehr gebeten, man sollte ihm doch sagen, wie das kommt, daß so ein kleines Auge so viel Silber und Gold und andere Sachen überwiege und mit was man doch machen könnte, daß dieses Auge ersättigt werde und nicht so schwer sei. Da hat man ihm geantwortet, er soll nur ein bisselchen Erde auf das Auge werfen, so werde ein kleines, geringes Gewicht das Auge überwiegen. Das hat der König Alexander getan und auf das Auge ein wenig Erde geworfen; nun hat eine gar kleine Sache das Auge überwogen. Als Alexander dieses gesehen hat, hat er sich noch mehr verwundert und

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)