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gekommen, daß der reiche Reb Samuel und sein Sohn im Gefängnis sind. Sobald der Lärm nach Hamburg gekommen ist, ist gleich all der Kredit, den mein Sohn Nathan gehabt hat, weg gewesen, und wer einen Wechsel auf meinen Sohn Nathan gehabt hat, von den betreffenden reichen Leuten oder sonst jemandem, hat gleich auf Bezahlung gedrungen. Nun, was hat man tun sollen? Nicht nur, daß mein Sohn Nathan so viele Wechsel zu zahlen auf dem Hals gehabt hat, so sind noch mehr Wechsel dazu gekommen, die er noch hat akzeptieren müssen und doch hat er keinen Wechsel mit Protest zurückgehen lassen. Nun ist es vor der Leipziger Messe gewesen und mein Sohn Nathan hat nach Leipzig gemußt. Also hat er nebbich gezahlt, was er gekonnt hat und ist mit betrübtem Herzen nach Leipzig gezogen. Nachdem er alles Gerät von Silber und Gold versetzt gehabt, und von mir gegangen ist, hat er gesagt: »Meine liebe Mutter, ich geh jetzunder von dir. Gott weiß, wie wir wieder zusammenkommen. Ich hab noch einige Tausend zu zahlen. Ich bitte dich, sei mir behilflich, was du kannst. Ich weiß, die betreffenden reichen Leute werden uns nicht verlassen.«

Also ist mein Sohn Nathan am Sonntag mit seiner Gesellschaft nach Leipzig gezogen. Gleich am Montag hat meine Not mit dem Bezahlen der Wechsel angefangen. Ich habe getan, was mir möglich war, alles, was mein war, versetzt, und mich bis über den Kopf hineingesteckt, bis ich nicht weiter gekonnt hab. Am Freitag hab ich nur noch fünfhundert Reichstaler zu zahlen gehabt, die hab ich nicht mehr aufbringen können und hab gute Wechsel auf vornehme Familienväter in Hamburg gehabt, die ich an der Börse hab verkaufen wollen. So bin ich in Betrübtheit die ganze Börse herumgegangen, um den Maklern die Wechsel zu geben. Aber nach der Börse haben mir die Makler meine Wechsel wieder gegeben, denn keiner wollte einen Wechsel ansehen.

Also bin ich betrübt gewesen, und endlich hat mir Gott geholfen, daß ich die fünfhundert Reichstaler bezahlt

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)