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ist ihn eine Ohnmacht angegangen und er ist stracks tot gewesen. Man kann sich wohl denken, was für ein Schrecken in der Gemeinde gewesen ist. Also sind leider in kurzer Zeit Reb Anschel, Reb Samuel Orgels und die Frau von Reb Bär Cohen gestorben. Ob nun meiner Verwandten Bele – sie ruhe in Frieden – durch den Handschlag von Reb Bär und durch die erwähnten Zeugen zu kurz geschehen ist, ist alles Gott – er sei gepriesen – bekannt. Ich und alle Menschen sind viel zu schwach das zu denken, und wir können nur Gott – er sei gelobt und sein Name sei gelobt – bitten, er möge weiter seinen Grimm von uns nehmen und von ganz Israel.

Danach hat Reb Bär Glückchen in Reichtum und Ehre verheiratet und hat sich mit dem reichen Juda Berlin verschwägert und hat gar viel an all ihren Geschwistern getan wie bekannt und wie alle Leute wissen.

Ich hätte solches gar nicht in mein Buch geschrieben. Nur weil mir deucht, daß solches eine Sache ist, die nicht alltäglich ist und hieraus zu sehen ist, wie das menschliche Glück so veränderlich ist, hab ich mir die Mühe gegeben und solches, was das Prinzipalischeste ist, mit hier eingesetzt. Denn meine brave Verwandte Bele hat vor ihrem Tode gemeint, sie säße auf der höchsten Staffel von ihrer Glückseligkeit, welches auch nach menschlicher Natur gewesen ist. Sie hat Reb Bär Cohen zum Manne gehabt, welcher ein großer Schriftgelehrter vom Stamme der Priester, von guter Familie und von hervorragendem Reichtum gewesen ist; er hat ein gutes Herz gehabt und Armen und Reichen Wohltaten erwiesen, und sie haben sehr gut zusammen gelebt. Obschon sie zusammen keine Nachkommen gehabt haben, so haben sie doch die Kinder von Reb Phöbus Cohen bei sich gehabt – Seligmann und seine Schwester Glückchen. Sie haben gar keinen Unterschied gewußt und die beiden Kinder geliebt, als wenn sie von ihrem eigenen Leib geboren wären. Meiner Verwandten Bele – sie ruhe in Frieden – all ihr Trachten und Sorgen ist als für die beiden Kinder

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)