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Bär verschwägert, und wenn er sich hätte drum zugrunde richten sollen. Nun, Reb Bär Cohen hat die Verwandten vertröstet von einer Zeit zur anderen und hat vorgebracht, es wäre noch zu früh. Endlich aber ist herausgekommen, daß es ihm unmöglich wär, die Waise zu nehmen, denn er hätte die Waise in seinem Hause erzogen als ein Kind, und wär mit ihr umgegangen als wie mit einem Kind und so ist es ihm unmöglich, so ein Kind zur Frau zu nehmen. Außerdem ist er ein Mann, der kinderlos ist, und er selbst ist kein Kind mehr. Wie sollte er eine Frau nehmen, die einige Jahre noch keine Kinder haben kann. Sollte er noch etliche Jahre auf die betreffende Jungfrau warten, bis sie ein Kind haben kann? Wer weiß, wie lange der Mensch noch lebt, und daß er seine Schuldigkeit nicht tut, wenn er noch warten sollte.

Solches hat die erwähnten Freunde insgesamt sehr erschreckt. Sie haben ihm in großer Gemütsbewegung zu Gemüte geführt, daß er seiner Frau in ihrer Todesnot und Angst den Handschlag darauf gegeben und vor Zeugen versprochen hätte, daß er nach ihrem Tode Glückchen nehmen wolle.

Da hat Reb Bär Cohen gesagt: »Ja, es ist wahr. Aber ich habe solches getan, um meine Frau – sie ruhe in Frieden – zu beruhigen. Zudem bin ich leider in solchem Kummer gesteckt, daß ich nicht gewußt habe, was ich tun soll. Ich bitt euch, laßt Glückchen auf meinen Handschlag verzichten. Ich will ihr ein großes Stück Geld als Mitgift geben, daß sie einen ebenso feinen Mann bekommen kann, als ich bin. Zudem fürchtet ihr, daß mein Haus euch sollte verfremdet werden. Habt ihr sonst eine Jungfrau in eurer Familie, die heiratsfähig ist, so will ich dieselbe nehmen und doch an Glückchen tun, wie ich gesagt.« Aber sie haben als auf Glückchen bestanden.

Wie schon erwähnt, ist da gewesen Reb Anschel und seine Frau Mate, und ihr Bruder Ruben Rothschild, die haben keinem anderen als Glückchen die Heirat gegönnt. Vielleicht haben sie gefürchtet, daß, wenn eine andere

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)