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solches nicht tun wollen und nicht zurückfahren wollen. Also sagt der Gevatter Reb Moses: »Seht, hier liegt ein hübsches Dorf vor uns. Da ist ein hübsches Wirtshaus drin. Es ist nun doch bald Nacht, so daß wir nicht weiter fahren wollen. Also wollen wir über Nacht in dem Wirtshaus bleiben und wenn dem Reb Samson Baiersdorf seine Kinder zu uns kommen wollten, mögen sie es tun. »Nun, ich bin damit zufrieden gewesen, und der Vermittler ist auch froh gewesen, daß er uns zum Stehen gebracht hat. Er ist gleich nach Bamberg zurückgezogen, es hat keine Stunde gewährt und es sind zu uns in die Herberge gekommen: Oberrabbiner Mendel Rothschild von Bamberg und die Söhne des reichen Gevatters Reb Samson Baiersdorf und ein Familienvater von Bamberg mit Namen Löb Biber und sein Bruder Reb Wolf, lauter wackere Leute, hervorragend durch Reichtum. Kurz, wir haben nicht lange Unterhandlungen gehabt und zu Gutem die Verlobung gemacht. Die zwei erwähnten Söhne sind als Bevollmächtigte ihres Vaters dagewesen und haben alles unterschrieben. Also haben wir die Nacht in eitel Freude und Lust zugebracht, zu gutem Glücke.

Nun ist der Gevatter Reb Samson Baiersdorf nicht zu Hause gewesen, sondern er ist in Bayreuth bei seiner Hoheit dem Markgrafen von Bayreuth gewesen, bei welchem er sehr beliebt und, wie allen bekannt, sein Hofjud gewesen ist. Also haben uns die Söhne sehr gebeten, wir möchten ihnen doch den Gefallen tun und es ihrem Vater zu Ehren tun und mit ihnen nach Bayreuth ziehn, welches mich deuchte, gar schwer zu sein. Aber wir haben unseren Kutscher bis gegen Halberstadt gedungen gehabt. Also haben wir ihn gefragt und mit ihm ausgemacht, daß wir ihm zwei Reichstaler mehr geben, daß wir nach Bayreuth fahren und von dort nach Naumburg. Damals ist dort Messe gewesen. Sekle Wiener ist auch mit uns gewesen und hat mich dazu beredet. Der reiche Gevatter Reb Moses Bamberg hat zu mir gesagt, wenn es mir eine Freundschaft wäre, wollte er auch mit mir nach Bayreuth ziehn. Obschon ich solches mit höflichen Komplimenten ablehnen wollte und ihm solch große

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)