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Danach ist dem Mörder sein Urteil gemacht worden, daß man ihn rädern soll, den Leib auf einen Pfahl stecken und in eiserne Bänder schlagen, damit das lange Zeit zum Exempel zu ersehen sein soll.

Aber die Frau und die Dienstmagd sind frei erkannt worden und nur des Landes verwiesen worden. An dem Tag, an dem der Mörder hingerichtet worden ist, ist so ein Aufruhr in Hamburg gewesen, wie in hundert Jahren über keiner war, den man hingerichtet hat. Aber die Juden sind im allgemeinen in großer Lebensgefahr gewesen; denn es war große Bosheit aufgewiegelt. Kurz, am Tage der Hinrichtung sind wir in großer Gefahr gewesen. Nun, Gott, gelobt sei er, der große Hirt und aus seiner großen Gnade, die er für uns sündige Menschen hat und Tag für Tag bewährt, »als sie im Lande ihrer Feinde waren, habe ich sie nicht verabscheut und keinen Widerwillen von ihnen gehabt«, solches haben wir an diesem Tage erfahren. Gelobt sei der Herr, der seine Gnade und Wahrheit uns nicht entzogen hat.

Wenn wir sündige Menschen nur die Wunder und Wundertaten erkennen könnten, die Gott – er sei gelobt – alle Tage mit uns armen Menschen tut. Also ist dieses alles zu Gutem abgelaufen und Gott sei Dank ohne Schaden der Juden abgegangen.

Um nun wieder anzufangen, wo ich gehalten habe. Meinem Sohn Reb Josef sind nun viele Heiraten vorgeschlagen worden, von denen keine von Gott beschert gewesen ist, als die Heirat in die Familie mit dem Gevatter Meir Statthagen, welcher in Kopenhagen wohnt. Also haben wir uns mit ihm verschwägert und die Verlobung in Hamburg gemacht und die Hochzeit auf ungefähr in einem Jahr festgestellt. Wie nun die Zeit der Hochzeit gekommen ist, haben wir uns gerichtet, daß die Hochzeit in Kopenhagen sein sollte. Also hab ich mich vorbereitet und wollte mit meinem Sohn Nathan hinziehn. Da nun mein Sohn Nathan große Geschäfte mit dem reichen Reb Samuel[1] und seinem Sohn Mendel gehabt hat, hatte er gar viele Wechsel für sie

  1. Samuel Oppenheimer in Wien.
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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)