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Altona gerichtet werden. Also hat der Präsident den Mörder wieder vorgerufen und ihm vorgehalten und gewiesen, was passiert ist. Da hat er alles gestanden. Die Witwe hat auch etwas von dem Geld, welches ihr Mann – Gott räche sein Blut – gehabt hat und was noch vorhanden gewesen ist, wieder bekommen. Also hat man den Mörder noch im Gefängnis gehalten, bis man ihm den Prozeß gemacht hat.

Zwischendessen ist die Sara nebbich noch eine lebendige Witwe gewesen, wie ich geschrieben habe, hat aber von ihrem Mann – Gott räche sein Blut – nichts gewahr werden können, und hat, wie schon erwähnt, viel Gerede leiden müssen.

Nachdem nun dieses passiert ist leider mit diesem Ermordeten und die ganze Welt den Mörder wohl gekannt hat, bevor er in das Haus zu wohnen gekommen ist, bei dem alten Schrangen – zuvor hat er im Hause von seinem Vater gewohnt, welcher in der Schiffergesellschaft gewohnt hat, welches das prinzipalischste Wirtshaus in ganz Hamburg ist, hart an der Börse, und Juden und Nichtjuden, Kaufleute, wenn sie was zusammen zu tun oder zu rechnen haben, gehen sie alle dahin aus silbernen Gefäßen trinken, und da der Mörder der Sohn von dem Wirt gar bekannt unter den Juden gewesen ist – wie nun das herausgekommen ist, daß der Sohn der Mörder ist, und der Sara ihr Mann ist ein Wechsler gewesen, und Wechsler sind auch allezeit in dem Wirtshaus gewesen, und haben Geld empfangen von wegen ihrer Wechselgeschäfte, und es ist auch dort auf Ziel gestellt worden, denn es ist gar ein ehrliches, vornehmes Wirtshaus gewesen – also hat die Sara wohl gewußt, daß ihr Mann – Gott räche sein Blut – gar wohl mit dem Sohn bekannt gewesen ist.

Also ist sie gegangen und hat ihren Freunden gesagt: »Ihr wißt, daß mein Mann vor einigen Jahren so verlorengegangen ist. Nun ist dieses herausgekommen. Mein Mann ist auch gar viel in dem Haus ein- und ausgegangen. Ich halte nicht anders dafür, daß der Mörder auch meinen Mann ums Leben gebracht hat. Helft mir, vielleicht erbarmt sich

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_229.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)