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Aber daß sich Gott erbarme. Wie der Mittag gekommen ist, hat der Lopez gesagt: »Ich seh wohl, meine Kur will ihm nicht helfen. Ich will hingehen und will einen Bruchschneider holen, der ein sehr geschickter Mann ist.«

Also ist der Bruchschneider gekommen und hat den ganzen Tag aufgelegt in der Meinung, die kranke Stelle zu erweichen. Es ist aber als je länger je ärger geworden. Am Donnerstag hab ich noch einen Bruchschneider und zwei Doktores holen lassen. Also ist dabei gewesen Doktor Fonseca. Also sagt er zu mir, als ich mit ihm geredet hab und ihm alle Umstände erzählt hab: »Ja, was soll ich viel sagen, wir haben hier einen kurzen Prozeß. Denn leider sind die Gedärme alle ineinander geschlungen, also kann er keinen offenen Leib haben.«

Und was unten hätte sollen hinausgehen, das hat er leider oben ausgebrochen. Alles was man gebraucht hat, hat alles nicht helfen wollen, und doch hat er – er ruhe in Frieden – nichts Fremdes bei sich haben wollen und uns geboten, alles im Geheimnis zu halten. Aber ich habe meinen Schlag wohl verstanden und vor mir gesehen, daß ich werde so betrübt werden. Also ist Donnerstag der Tag und die Nacht auch in so betrübten Nöten hingegangen. Am Freitag bringt der Lopez einen Doktor, welcher von Berlin ist und viele Jahre dem Kurfürsten sein Doktor gewesen ist. Er gibt ihm auch was ein und legt ihm Pflaster auf. Aber, Gott soll sich erbarmen, es hat alles nichts geholfen. Am Sabbat früh ist es mein Schwager Reb Josef erst gewahr worden, welcher damals mit ihm – er ruhe in Frieden – uneins gewesen ist. Er ist in unser Haus gekommen und hat gebeten, man sollte ihn doch in die Stube hineinlassen. Also bin ich zu meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gegangen und habe gesagt: »Mein Schwager Reb Josef ist draußen und will gern zu euch hineingehen.« Hat er – er ruhe in Frieden – gesagt: »Laßt ihn hereinkommen.«

Wie er in die Stube hineingekommen ist, hat er leider gleich seinen Zustand gesehn. Mein Schwager hat seinen

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)