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Und nun erwacht er von seinem Schlaf und bedenket den Traum und sagt zu sich selber: »Der Traum weist aus, daß nun mein Elend vorbei sein wird und Gott wird mir wieder helfen und er wird mich durch Schiffleute wieder erfreuen, weil ich durch Schiffleute beleidigt worden bin.«

Nun, in derselbigen Zeit war der König in der Stadt gestorben und die Landleute setzten seinen Sohn an seiner statt zum König ein. Der junge König macht die Stadt auf drei Jahre frei von Steuern, damit er unter seinem Volk einen guten Namen bekommt. Er macht auch los alle gefangenen Leute. So ward auch losgemacht der gute Schriftgelehrte mit seinen zwei Söhnen.

Er ging auf dem Markte hin und her und wußte nicht einen Pfennig zu verdienen, um den Kindern Brot zu kaufen. Er erhebt seine Augen und sieht ein Schiff stehen, das nach Ostindien fahren wollte.

So sagt er zu seinen Kindern: »Kommt nun. Weil eure Mutter von den Schiffleuten hinweggeführt worden ist, so wollen wir auch in ein Schiff gehen; vielleicht möchten wir eure Mutter erkennen und Gott möchte uns wieder zueinander helfen.«

Er geht zum Schiffer und bittet ihn, er solle ihn mit seinen zwei Kindern in seinem Schiffe mitnehmen.

Dieweil er aber so arm ist, daß er keinen Bissen Brot kaufen kann, und er dem Schiffer erzählt, wie es ihm ergangen war, erbarmt sich der Schiffer über ihn, nimmt ihn mit seinen zwei Kindern in sein Schiff und gibt ihnen zu essen und zu trinken nach ihrem Belieben. Als sie nun mitten in das Meer kommen, ließ Gott einen großen Sturmwind wehen; er zerschmettert das Schiff, und sie ersaufen alle, die auf dem Schiffe waren, bis auf den Schriftgelehrten mit seinen zwei Kindern und den Schiffer, der sie in dem Schiffe gespeist hatte. Die waren nicht ertrunken. Sie hatten jeder ein Brett vom Schiffe ergriffen und hielten sich daran. Die zwei Kinder hielten sich miteinander an einem Brette vom Schiffe und das Meer wirft sie aus in andere Länder. Der Schriftgelehrte wird in eine große Wüstenei ausgeworfen,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)