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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3


Ein solches Fest, das alljährlich im August gefeiert wird, bringt Jung und Alt in Ravensburg viele Freude und Vergnügen: es ist das Ruthenfest.

Wochenlang freuen sich Kinder und Eltern, Jünglinge und Greise auf die schönen Tage des Ruthenfestes. Vorbereitungen aller Art werden zur würdigen Feier desselben getroffen; unter ungeduldigem Harren verstreicht der stürmischen Jugend die Zeit viel zu langsam. Endlich ist die Festwoche angebrochen. Der Abend des Sonntags derselben muß hievon der Stadt die nöthige Kunde darbringen. Sechs etwa zwölfjährige Knaben durchziehen mit rasselden Trommeln die Stadt. Kaum hat der kommende Morgen gegraut, so sind unsere Bürschlein schon wieder lebendig. Abermals Ungeduld, aber auch Freude auf jedem Gesicht. Es will so lange nicht sechs Uhr schlagen! Horch! der Hammer verkündet die sechste Stunde des Tages. Ha! eine stolze Musikbande von gesundheitstrotzenden Knaben bewegt sich mit klingendem Spiel durch sämtliche Straßen. Jetzt herrscht das regste Leben allwärts. Die Arbeit ruht: es ist Festtag in der Stadt. Die Kinder prangen im größesten Festschmuck. Auch die Erwachsenen haben für heut ihren schönsten Putz hervorgesucht. Schon Tags zuvor rückte Festgast um Festgast ein. Aber auch der Morgen des Festes bringt noch der Gäste gar viele. Kein Haus, in welchem sich nicht die Freunde von auswärts hätten zahlreich zusammen gefunden! Und in den Gasthöfen herrscht ein buntes Gewimmel. Die Fremden eilen von allen Seiten herbei.

Es ist halb neun Uhr. Die Glocken aller Kirchen der Stadt rufen zum Gottesdienst. Eine Predigt, ganz der Schuljugend angemessen, gibt dem Ganzen die höhere Weihe.

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/408&oldid=- (Version vom 1.8.2018)