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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3


Alles vereinigt sich hier zu einem schönen Landschaftsbilde. Die Eisenbahn und mehrere hier zusammenstoßende Landstraßen beleben den Verkehr außerordentlich. Neben Feldbau und nicht unbeträchtlichem Weinbau – von Weingarten an bis zum Bodensee wird die Rebe wieder gepflegt – treibt Ravensburg auch lebhaftes Gewerbe und nicht unbedeutenden Handel. Besonders stark ist der Umtrieb auf den jeden Samstag stattfindenden Wochenmärkten, da Ravensburg zu den bedeutendsten Fruchtmärkten in ganz Württemberg zählt. An solchen Tagen ist in der Stadt ein Getriebe, wie man es anderwärts höchstens an Jahrmarktstagen zu sehen gewohnt ist. Seidenspinnereien, Baumwollwebereien, Strumpffabriken, eine Wollspinnerei, Färberei, Tuchmacherei, Papier- und andere Fabriken erheben sich zu immer bedeutenderem Umfang und scheinen sich fortdauernd vermehren zu wollen. Wen sollte es wundern, daß unter solch günstigen Verhältnnissen die Stadt ein gutes und wohlhabendes Aussehen hat? Ihre Straßen und Gassen sind – wie dies in Oberschwaben gewöhnlich der Fall ist – mit Gerölle (großen Kieseln) gepflastert. Die Gebäude zeigen Wohlstand an, wenn sie auch sonst sich nicht auszeichnen. Manche derselben haben ein sehr alterthümliches Aussehen, wie das Rathhaus, das Kornhaus, die Halle. Wenn auch die Bauart der Privathäuser im Ganzen die gewöhnliche des Landes ist, so nähert sie sich doch darin etwas der italienischen, daß die bedeutenderen Gebäude mit einem durch Altane verbundenen Hinterhause versehen sind und in ihrer Mitte einen Hofraum einschließen.

Die Stadt besitzt drei Kirchen, zwei katholische und eine evangelische. Die erste katholische Pfarrkirche ist die

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)