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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3

„Ammann“ oder Schultheißen, welcher in ihrem Namen die Gerichtsbarkeit übte. Mit dem Verfall dieses Kaisergeschlechts hob sich die Macht Ravensburgs; auch während des Zwischenreichs unterwarf es sich keinem neuen Herrn. Rudolf von Habsburg und Adolf bestätigten die Freiheiten und Rechte der Stadt. So war Ravensburg eine unmittelbare Reichsstadt geworden. Der Wohlstand nahm sichtlich zu. Mit dem inneren Wohlstand wuchs auch das Ansehen der Stadt nach außen. Sehr erschüttert, ja zerstört wurde dieser glänzende Zustand der Stadt durch die Verheerungen des dreißigjährigen Kriegs. – Der Reformation wendete sich ein großer Theil der Bürgerschaft zu, so sehr auch der Abt Blarer von Weingarten und der Graf Hugo von Montfort sich widersetzten. Nach 1649 wurde eine gewisse Gleichheit zwischen beiden Konfessionen ziemlich hergestellt und namentlich die städtische Verwaltung von beiden Konfessionsverwandten gleich besetzt. Die „Geschlechter“ waren größtentheils katholisch geblieben.

In Ravensburg gab es – wie in Ulm und andern Reichsstädten - zweierlei Einwohner: edle (Geschlechter, Bürger) und nicht edle (gemeine). Die Regierung war anfänglich in den Händen der Geschlechter, bis sich aus den reichen Kaufleuten und den bedeutenderen Gewerbsleuten ein Mittelstand bildete, der eine dritte Klasse von Einwohnern ausmachte. So gab es also Geschlechter, Kaufleute und Zünfte (Patrizier, Honoratioren, Handwerker), welche mit der Zeit große Bedeutung erhielten. Die Gesellschaft ber Patrizier hieß „Gesellschaft zum Esel“, führte einen Esel im Wappen und besaß Ihren „Eselsbrief“. Die „Gesellschaft zum Esel“ löste sich erst im Jahr 1818 völlig

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/403&oldid=- (Version vom 1.8.2018)