Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
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den Mönchen sein daselbst auf einem Hügel gelegenes Schloß zur Wohnung ein, welches, weil der Hügel mit Reben bepflanzt war, von den Mönchen Weingarten genannt wurde. Von jener Zeit an, bewohnten die Welfen ihr Schloß, die alte Rauenspurc, ununterbrochen bis zur Besitzergreifung der Staufen.
Die Stadt selbst, die sich zu den Füßen der Burg lagerte, wurde 1100 mit Mauern umgeben und zur angesehenen Fürstenstadt erhobe. Dadurch wurde ihr aber auch der Weg gebahnt zu dem nachherigen Wohlstande und der Höhe ihrer politischen Freiheiten, auf welche sie sich in stufenweiser Reihenfolge nach dem Untergange der Staufen und des Herzogtums Schwaben emporschwang.
Halten wir uns daher noch einen Augenblick bei der Geschichte der Stadt auf.
Mit der Zunahme ihres eben erwähnten Wohlstandes und ihrer Bevölkerung zeigte sich auch das Bedürfnis einer Vergrößerung ihres Umfangs. Auf solche Weise entstanden ihre Vorstädte. Heute noch besteht Ravensburg aus der eigentlichen Stadt und den drei Vorstädten Oehlschwang, Pfannenstiel und Heiligkreuz. Ihre Mauern sind mit mehreren Thürmen besetzt und mit Gräben umgeben, um welche angenehme schattige Spaziergänge führen.
Wie belebt Ravensburgs Märkte schon früher gewesen sein müssen, dafür sprechen Urkunden aus jener Zeit. Besonders lebhaft war der Linnenhandel mit Italien. Nebenbei ertheilten ihr die Welfen manche Begünstigungen und Freiheiten. Die Hohenstaufen hatten in der Stadt ihren
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/402&oldid=- (Version vom 1.8.2018)