Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
|
reihen sich an einander und bilden einen mächtigen Grenzwall im Süden. Fürwahr ein kostbarer Punkt dieser Veitsberg! Und wir sollten uns wundern, daß sich die Welfen auf dieser sonnigen Höhe die Heimathburg gründeten? Und wir könnten zürnen darob, daß schon vor nahezu einem Jahrtausend an dieser Stelle sich manch ein junger Welfe eine Kaiserkrone träumen mochte? Wer solche Herrlichkeiten täglich anschaut, sollte nicht auch fürs Höchste begeistert werden?
Aber auch die nächste Nähe mit ihren bald sanft anmuthigen, bald wild romantischen Thälern, mit ihren malerischen Landschaften mit Burgen und Burgruinen, mit ihren großen und weiten Hochflächen gewährt dem Beschauer Vergnügen. Wie eng und wild erscheint nicht ganz nahe von Ravensburg das Höllenthälchen, wie düster und schaurig der Urbanstobel!
So zeigen sich uns der Punkte hier oben gar viele, wo der ernste Forscher und der sinnige Wanderer gerne verweilt, wo „ein empfindsames Gemüth ewige Liebe oder ewige Entsagung geloben möchte.“ In einem solch ernst-freundlichen Bilde stellt sich uns die landschaftliche Umgebung von Ravensburg dar!
Und auf diesem Berge stand einst die „Rauenspurc“ (rauhe Burg), deren Ursprung kein Lichtstrahl des Mittelalters erhellt. Dort steht noch ein festes Thor, durch welches wir in den inneren, von Mauern und alten Gebäuden umgebenen Raum, in den ehemaligen Burghof, gelangen. Außerhalb desselben, auf dem äußeren Burghofe, befand sich die Schloßkapelle „zum heil. Veit,“ von welcher der Berg auch den Namen „Veitsberg“ erhielt. Diese Kapelle wurde erst im Jahr 1833 abgebrochen.
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/393&oldid=- (Version vom 1.8.2018)