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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3

des vielverzweigten Mechanismus dahinrollen, weiß sich die „Alte“ noch immer nicht zurecht zu finden. Ist’s ihr doch fast ein ungewohnt Ding, das Haupt so recht eigentlich eingehüllt zu sehen von Wolken aus eisernem Schlunde.

Gerade diese ehemalige Burg möchte nun der geeignetste Punkt sein, von dem aus wir eine prächtige Rundschau über die Stadt und ihre Umgebung genießen können. Der Weg auf den „Veitsberg“ – so heißt heut zu Tage die Anhöhe, auf der die Welfenwiege gestanden – ist leicht zu erfragen und schwer zu verfehlen. Schon stehen wir am Fuße der nicht bedeutenden Erhebung. Der Berg ist aus Molasse, der in Oberschwaben vorherrschenden Gebirgsart, gebildet. Die Molasse ist häufig mit aufgeschwemmtem Gerölle, Torf, Lehm und Mergeladern bedeckt. Oft ist dies Trümmergestein durch einen Kalkteig zusammengekittet und zwar gewöhnlich so fest, daß man es zum Bauen benützen kann. Und in diesem Zustande nennt man das Gestein Nagelflue. Dem Veitsberg oder – wie man ihn gewöhnlich in Ravensburg heißt – dem Schloßberg dient das Gestein zum Fundamente. Ob es wohl zur Gestaltung dieser steilen Bergecke am östlichen Rande des Schussenthals beitrug?

Wir haben die Kuppe des Schloßberges erreicht. Ein offenbar künstlich gemachter Einschnitt trennt denselben von dem übrigen Bergrücken, auf dem die Pfarrei „St. Christina“ liegt. Während wir drunten in der Stadt am Postgebäude 1369 par. Fuß über dem Meere standen, sind wir hier oben am Gartenhaus 1614 par. Fuß über dasselbe erhaben. Die Aussicht ist hier oben erhebend.

Wie reizend stellt sich nicht von hier aus das Schussenthal dar, begrenzt von üppigen Weingeländen und holzreichen

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/391&oldid=- (Version vom 1.8.2018)