Seite:Gleim - Philotas (1767).pdf/25

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ihr mich, dem Altar näher, o so gebt
Ein heilig Schwerd in meine Priesterhand!
O fühlt’ ichs schon in dieser Brust! wenn dann
Der blasse Jüngling auf dem Boden liegt,
Welch grosser Anblick wird er allen seyn,
Die um ihn stehn! Dann wird der Patriot,
Der Menschenfreund, der Weise sagen: Ha!
Bey allen Göttern, er ist groß! Er ist
Beneidenswürdig, er ist Held, er hat
Dem allgemeinen Besten sich geweiht,
Ist für sein Volk gestorben! Wenige
Der Sterblichen sind so dahin gestellt
Auf unsrer Erde, Götter! daß ihr Tod
Das Leben vieler Tausenden seyn kann!
Der Fürsten Tod kann es. Gelobet seyd,
Ihr Götter, daß ihr mich hinstelletet
An einen solchen Ort! – – – Ein grosses Volk
Aus bodenlosem nahen Untergang
Auf seinen Gipfel der Glückseeligkeit
Hinaufzuheben, o ihr Fürsten, das
Beruhet oft auf einem Tropfen Bluts!
Du Blut in diesen Adern fließ, fließ hin

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Philotas. , Amsterdam 1767, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gleim_-_Philotas_(1767).pdf/25&oldid=- (Version vom 24.5.2023)