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Der erste da, wohin der Silberklang
Der kriegrischen Trommete rief; gewiß,
Zu siegen, und, wo nicht, zu sterben. Ach!
Und nun, o Freund! Nun ist von beiden keins!
Sieh mich! Nur leicht verwundet bin ich hier,
Ein armer kläglicher Gefangener!
Wie hoch stand ich, wenn ich mich einen Held
Betrachtete, lebendig oder tod.
Wie tief bin ich gefallen! – – Strato, hat
Dein edles Herz Barmherzigkeit mit mir
Unedlem Krieger, welcher allzuleicht,
Ein schändlich Leben zu verlängern, sich
Gefangen gab! – – Nein – – nicht gefangen gab,
Genommen ward. – – Zehn Hufen allzuweit,
Zehn Hufen nur, war er voraus geeilt!
Da sah er sich umringt, der schlechte Held!
Ist ein Soldat, der nicht den Feind da faßt,
Wo er zu fassen ist; der, allzu kühn,
Sich ausser Stand zu siegen setzt, ist der
Ein Held? Ist der unschuldig, wenn er liegt?
O Vaterland! Ihr Götter, warum war
Ein so grausames hartes Schicksal mir

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Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Philotas. , Amsterdam 1767, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gleim_-_Philotas_(1767).pdf/10&oldid=- (Version vom 20.7.2023)